Opfer oder Täter?
Action, das kommt vom Tun. Wenn sich unsere Figuren durch die Handlung bewegen, dann setzen sie Aktionen. Würden sie sich als Fahrgäste durch die Story kutschieren lassen, gebührte ihnen bestenfalls unser Mitleid, das wir gelernt haben, Opfern gegenüber zu empfinden. Im schlimmsten Fall verachten wir die Charaktere für ihre Passivität. Heldinnen und Helden sehen anders aus. Die sitzen am Steuer.
Denn wenn einer tritt, dann bin ich es
Nicht die feine englische Art, ich weiß. Aber Bert Brecht hatte schon seine Gründe. Die, wie es in meiner Schulzeit noch hieß, „Leidensform“, die passive Sprache, schwächt auch das Verstehen. Und damit erlahmt jedes Interesse, weiterzulesen. Während die passive Sprache einen Umweg nimmt („er wurde geohrfeigt“), bringt uns aktive Sprache direkt auf den Punkt („Sie knallte ihm eine.“). Starke Storys mit Menschen, die die Handlung vorantreiben, sind in aktiver Sprache geschrieben. Was mich als Leser prinzipiell bewegt, ist, wer was tut. Und nicht, wer was erleidet.
Schwäche zeigen
Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn ich meine Charaktere in ihren Momenten völligen Ausgeliefertseins zeigen will, dann kann ich das durch die Verwendung passiver Sprache unterstreichen. Das sind die raren Momente, in denen einer ausnahmsweise getreten werden kann. Wer weiß, vielleicht hat er’s ja verdient.